Bienen, Blüten und Begegnung
Zunehmend verschwinden Arten auch aus dem dörflichen Umfeld, weil notwendige Lebensraumstrukturen verloren gehen. Frei nach dem Motto „Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür“ begleiten die beiden Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg seit 2019 insgesamt vier Dorfgemeinschaften im LVR-Projekt „Bienen, Blüten und Begegnung – Biodiversität in bergischen Dörfern“ auf dem Weg zu mehr Artenvielfalt in den Dörfern.
Dorfbegehungen und Workshops
Das Projekt lebt von der aktiven Mitwirkung aller Menschen in diesen Dörfern. Bereits im Mai und Juni 2019 fanden gemeinsame Dorfbegehungen statt, um einen ersten Eindruck von der Situation vor Ort zu erhalten.
Workshops „Artenvielfalt im Dorf“
Im November 2019 kamen die Dorfgemeinschaften dann jeweils zusammen, um gemeinsam mit den Biologischen Stationen im Rahmen eines Workshops „Artenvielfalt im Dorf“ zu entscheiden, welche Maßnahmen und Aktionen im Jahr 2020 umgesetzt werden sollen. Auch der Naturgarten e. V. war mit vertreten und beriet die Teilnehmenden rund um das Thema naturnahe Gartengestaltung.
Erste Pflanzaktion in Marialinden
Die Dorfgemeinschaft Marialinden startete mit einer Pflanzaktion in die Umsetzungsphase. Die Idee zu dieser neuen nachhaltigen Bepflanzung entstand bei dem Workshop „Artenvielfalt im Dorf“ Ende November 2019. Damals waren rund 40 Marialindener der Einladung des Bürgerkomitees und der Biologischen Station Rhein-Berg gefolgt.
Ein warmer Samstagvormittag im Mai. Rund um den Kirchvorplatz in Marialinden ist viel los. Zahlreiche Wandernde lockt der Ort von nah und fern und hier am Brunnen ist der Startpunkt für viele Touren rund um den Ort. Und noch etwas passiert: Es ist Pflanzzeit. Die Blumenerde in den Kübeln rund um den Platz wird ausgetauscht und mit Sand vermischt, neue Pflanzen werden eingesetzt. Eigentlich alles wie immer und doch ganz anders. Denn nicht nur Covid-19 ist spürbar – Menschen tragen Masken und halten großen Abstand.
Auch in den Kübeln ist etwas anders: Die Pflanzen sind keine fremdländischen Petunien oder Geranien, sondern noch unscheinbare zierliche kleine Wildstauden und Gräser. Alle sind in Deutschland oder wenigstens Mitteleuropa heimisch. „Genau das ist wichtig, wenn man etwas für die heimische Insektenwelt tun will. Denn Insekten und Pflanzen sind aneinander angepasst.“, erläutert Manuela Thomas von der Biologischen Station Rhein-Berg. „Heimische Pflanzen bieten auch in vielen Fällen viel mehr Nektar und Pollen an. Darüber hinaus gibt es sogar oft Wildbienenarten, die sich auf nur eine Pflanzenart oder -Gattung spezialisiert haben.“ So z. B. die Glockenblumen-Scherenbienen. Wie der Name schon sagt, fliegen sie auf Glockenblumen sowohl als Pollen- und Nektarquelle als auch als Schlafplatz. Natürlich sind auch Glockenblumen unter den 15 verschiedenen Pflanzenarten, die ab sofort in Marialinden wachsen. Aber auch Tüpfel-Johanniskraut, eine bekannte Heilpflanze, und Weißer Mauerpfeffer sollen Falter und Bienen anlocken.
Wenn alles gut geht, war das die letzte Bepflanzung der Kübel. Denn die verwendeten Wildstauden und Gräser haben noch einen anderen Vorteil: Sie sind winterhart. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch noch besonders nachhaltig. Es reicht aus, alle zwei Jahre mit etwas Kompost zu düngen. Auch gegossen werden muss deutlich weniger, da die Pflanzen bewusst so ausgewählt wurden, dass sie an einen trockenen, sonnigen Standort angepasst sind und von Natur aus mit wenig Wasser zurechtkommen.
Für Interessierte haben wir eine Liste mit Stauden und Gräsern für sonnige, trockene Standorte erstellt. Diese kann hier abgerufen werden:
Staudenübersicht_SonneTrocken_Pflegetipp[...]
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Pressespiegel
Einen Pressespiegel mit allen Berichten über unsere Aktionen in den Dörfern finden Sie hier.
Digitales Handbuch "Dorf-Lebensräume"
Noch ein Hinweis für alle Dörfer, die nicht an diesem Projekt teilnehmen, sich aber dennoch für mehr Artenvielfalt im Dorf einsetzen möchten: Bis Ende 2021 werden die beiden Biologischen Stationen ein digitales Handbuch „Dorf-Lebensräume“ mit zahlreichen Tipps zur Förderung der Artenvielfalt im Dorf auf ihrer Homepage bereitstellen, in dem die Erfahrungen aus der Arbeit mit den vier Dörfern einfließen werden.
Das Projekt „Bienen, Blüten und Begegnung – Biodiversität in bergischen Dörfern“ läuft von 2019 bis Ende 2021, wird gefördert vom Landschaftsverband Rheinland im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft und beratend begleitet vom Oberbergischen Kreis sowie dem Rheinisch-Bergischen Kreis.
Kooperationspartner
- Naturgarten e.V.
- Hübender (Wiehl)
- Müllenbach (Marienheide)
- Marialinden (Overath)
- Olpe (Kürten)
- Zweckverband Naturpark Bergisches Land
- Oberbergischer Kreis
- Rheinisch-Bergischer Kreis
Projektkoordination
Manuela Thomas
Tel.: 02293 9015-11
E-Mail: Thomas(at)BS-BL.de